Brauchtum 1. April: Jemanden in den April schicken, woher kommt das?
Der Brauchtum 1. April und das Necken am 1. April gibt es vermutlich schon seit Jahrhunderten, obgleich das Wort „Aprilscherz“ wohl erstmals im 19. Jahrhundert aufkam. Als Brauchtum ist jedoch „in den April schicken“ spätestens seit dem 17. Jahrhundert aus Bayern belegt. Schon damals legte man Familienmitglieder oder Freunde mit einer erfundenen, wenngleich zunächst glaubwürdigen Geschichte herein. Das ist ungemein lustig, wenn die betreffende Person wirklich darauf hereinfällt, was zu einem großen Lacher auf beiden Seiten führt. Dieser Effekt ist wiederum erstaunlich, denn eigentlich gelten erste Tage eines Monats nicht als Glücks-, sondern als Unglückstage. Der unglücklichste 1. soll sogar explizit der 1. April sein. Brauchtums- und Bibelforscher führen das auf die biblische Geschichte von Judas Iskariot zurück: Dieser gefallene Jünger von Jesus Christus, der ihn schließlich verriet, soll am 1. April geboren worden sein und sich nach dem schändlichen Verrat auch an seinem Geburtstag erhängt haben. Ebenfalls biblisch oder bibelverwandt ist die Geschichte vom Teufel, der am 1. April aus dem Himmel in die Hölle gestoßen wurde.
Aprilscherze heute
Erstaunlicherweise funktioniert der Aprilscherz auch heute noch unter Erwachsenen, wenn die geneckte Person zunächst gar nicht an das Datum denkt und wenn der Scherz wirklich originell ist. Unter Kindern funktioniert der Spaß besonders gut, sie haben den Brauch noch nicht so sehr verinnerlicht. Wenn sie dann mit „April, April“ lachend aufgeklärt werden, lachen sie selbst lauthals mit und denken sich umgehend eigene Scherze aus, mit denen sie ihre Eltern und Geschwister hereinlegen möchten. Am besten gehen wir darauf ein, weil es allzu putzig ist. Diese Tradition gibt es übrigens in ganz Europa und Nordamerika. Für jede Zeitung, für Rundfunk- und Fernsehsender sowie neuerdings auch Onlineportale gehört der Aprilscherz zum Pflichtprogramm und fällt teilweise wirklich originell und dabei sogar glaubhaft aus, auch wenn manche übertriebenen Details eigentlich den Scherz erahnen lassen. Jüngere Beispiele wären:
Die Lokalzeitung der bayerischen Kleinstadt Kaufbeuren meldete zum 1. April 2019, dass künftig über den Dächern der Altstadt ein Hochweg entstehen würde. Den Startschuss für das Bauprojekt werde der Bürgermeister in den nächsten Tagen persönlich bekanntgeben. Der Bürgermeister lächelte zu dieser Meldung aus der Zeitung.
Das ARD-Morgenmagazin vermeldete am 1. April 2016, dass der Europäische Gerichtshof Tieren eine Privatsphäre zugesprochen habe und daher sehr zeitnah alle niedlichen Katzen-, Hunde- und sonstige Tiervideos aus sozialen Medien zu löschen seien.
Am 1. April 2003 meldete die Stuttgarter Zeitung, dass Aldi künftig Benzin verkaufen werde.
Schon 1991 hatte die Londoner Times damit gescherzt, dass die größte Autobahn M25 rund um London künftig eine Einbahnstraße sein werde.
1986 meldete „Parisien“, dass die Regierung beschlossen habe, den Eiffelturm abzubauen, um ihn im Pariser „Euro Disney Park“ wieder aufzubauen.
Historische Aprilscherze
Wahrscheinlich stammt der älteste europäische Zeitungsaprilscherz aus Deutschland. Am 01.04.1774 meldete ein Tageblatt, dass die Bevölkerung nicht unbedingt Ostereier für das anstehende Fest färben müsse – man könne auch Hühner in den verschiedenen Ostereierfarben züchten. Dies sei sogar ganz leicht: Man müsse nur den Stall der Hühner in diesen Farben anstreichen. Die Hühner würden dann die jeweilige Farbe annehmen. Ob es unter deutschen Kleingärtnern entsprechende Versuche gab, ist nicht überliefert, erscheint aber unwahrscheinlich, denn üblicherweise erklären die Medien pünktlich am 2. April die betreffende Meldung zum Aprilscherz. Schon 1618 sollen sich die Bayern gegenseitig in den April geschickt haben, aus diesem Jahr ist jedenfalls diese Redensart erstmals überliefert. Europäische Auswanderer sollen den Brauch dann in Nordamerika eingeführt haben. Dennoch dauerte es lange, bis der „Aprilscherz“ auch von den Sprachwissenschaftlern offiziell als deutsches Wort anerkannt wurde. Dieses findet sich jedenfalls in der 1854-er Ausgabe von Grimms Deutschem Wörterbuch noch nicht, obgleich dort schon der „Aprilsnarr“ vermerkt ist.
Verschiedene Theorien zur Entstehung des Aprilscherzes
Schauen wir uns noch einige ungesicherte Theorien zur Erklärung dieses Volksbrauches an:
Schon der antike Volksglaube kannte Unglückstage. Zu diesen gehörten wohl unter anderem Freitag der 13. und auch der 1. April.
1530 regelte der Augsburger Reichstag das Münzwesen und legte aus organisatorischen Gründen den nächsten 1. April als besonderen Münztag fest, der schließlich jedoch ausfiel. Es hatten aber Spekulanten darauf gesetzt. Sie verloren nun Geld und wurden dafür ausgelacht.
Heinrich IV. (1553 – 1610) soll an einem 1. April schriftlich von einem Mädchen zu einem heimlichen Rendezvous eingeladen worden sein. Als sich dieser im diskreten Lustschloss einfand, begrüßte ihn dort lachend sein gesamter Hofstaat. Eingefädelt hatte diesen Aprilscherz die Gemahlin des Königs Maria von Medici.
Der spanische Statthalter der Niederlande Herzog von Alba soll 1572 an diesem Datum aus Brielle vertrieben worden sein.
Nach einer 1564 durchgeführten Kalenderreform in Frankreich, die endlich den 1. Januar zum offiziellen Jahresanfang machte, sollen einige Franzosen aus Unwissenheit weiter beim alten Datum Ende März geblieben und daraufhin „Aprilnarren“ genannt worden sein.
Das launische Aprilwetter könnte schon immer Anlass für Aprilscherze geboten haben.
Fazit
Wir wissen nicht ganz genau, woher der Aprilscherz kommt. Lustig ist und bleibt er allemal – wenn er niemanden verletzt.